"Können Sie
sich irgendwie erklären, wie es dazu gekommen ist?", fragte der Sanitäter,
der mit ihnen hinten geblieben war,
während der andere den Motor startete und losfuhr.
"Sie ist
tablettensüchtig. Wir hatten einen Streit, ich bin weggelaufen. Nur, um mich
etwas zu beruhigen. Und als ich
wiederkam, lag sie dort. Ich habe mich vorher schon über ihre Tabletten
informiert und deshalb direkt gesehen,
dass sie eine Überdosis genommen haben musste…Aber ich dachte es wäre versehentlich." Der Sanitäter sah Emily
verständnisvoll an.
"Also war es
kein Versehen?", fragte er.
"Nein. Ich habe
einen Abschiedsbrief auf dem Couchtisch gefunden. Sie wollte sterben. Aber sie
wird nicht sterben, oder?", fragte
sie ihn und blickte hoffnungsvoll zu dem Fremden hoch.
"Nicht, wenn
wir es verhindern können. Sie haben uns gerade rechtzeitig verständigt. Nur ein
paar Minuten später und es hätte zu spät
sein können. Geht es Ihnen denn gut? Soll ich mir ihren Fuß einmal anschauen?" Bisher hatte er sie kaum
angesehen, aber jetzt musterte er sie ziemlich genau und Emily wurde schlagartig bewusst, dass ihre Haare
voller Zweige waren und sie über ihrem BH nur ein zerrissenes Flannellhemd anhatte. Wie gerne hätte sie dem
Mann vor ihr ihre Verletzungen gezeigt, damit er sie anschauen und behandeln konnte, doch dann müsste
sie ihm auch erzählen, wie es dazu gekommen war
und irgendetwas an der ganzen Geschichte erschien ihr zu seltsam, um sie
zu erzählen. Was war mit ihr los? Sie
hätte längst die Polizei anrufen sollen. Immerhin wurde sie von einem
Wildfremden angegriffen und halb
zusammengeschlagen. Doch etwas in ihr warnte sie davor, sich dem Sanitäter oder
einem Polizeibeamten anzuvertrauen. Und
so sagte sie schließlich, wenn auch widerwillig: "Nein, es ist schon
in Ordnung. Ich werde morgen zu meinem
Hausarzt gehen. Jetzt geht es erst einmal um meine Mutter."
Der Sanitäter nickte
nur und sagte nichts. Er sah nicht überzeugt aus und sah sie und Levin
belustigt an. Sollte er doch denken, was er wollte. Emily hatte im Moment genug
Stoff zum Nachdenken.