Dort wartete sie.
Und wartete. Sie sah auf die Uhr: Vor fünf Minuten hätte der Bus da gewesen
sein müssen. Hatte sie ihn verpasst? Da
kam ein Lieferwagen die Straße hinaufgefahren und hielt an der Haltestelle.
"Na, Bus
verpasst? Ich kann dich nach Hause fahren. Steig ein," sagte eine
männliche Stimme, die ihr bekannt
vorkam. Wegen der Dunkelheit im Fahrzeug konnte sie jedoch nicht sehen, wer der
Fahrer war, also ignorierte sie den
Wagen einfach.
"Na komm schon.
Keine Angst. Steig einfach ein," sagte die Stimme und machte die
Beifahrertür auf, wodurch die
Innenraumbeleuchtung des Wagens anging. Es war der Junge vom Strand, Levin.
"Was machst du
hier?" Fragte sie ihn erstaunt.
"Ich war auf
dem Weg in die Stadt und dachte mir ich nehm' dich mit," antwortete er
lachend.
"Du hast deine
Haare gefärbt. Gefällt mir. Das macht dich noch mysteriöser. Na los, Steig
schon ein. Der Bus ist weg," sagte
er beiläufig und lächelte sie an.
"Woher weißt du
das?" Emily war misstrauisch. Die ganze Situation war ihr nicht geheuer.
Zu viele Zufälle müssten zusammenwirken,
um zu dieser Situation zu führen.
"Der Bus hier
kommt abends häufig ein wenig zu früh, weil die Haltestellen meist leer sind
und er dann nicht so oft anhalten muss.
Aber zu spät kommt er nie. Ich hab mal hier in der Nähe gearbeitet und musste abends diesen Bus nehmen. Ist die Befragung
nun vorbei?" Er sah sie mit einem einladenden Lächeln an.
"Und wieso
sollte ich dir vertrauen? Wer sagt, dass du mich nicht in irgendeinen Wald
fährst und umbringst? Und außerdem:
Darfst du überhaupt schon Auto fahren?"
Levin lachte
kopfschüttelnd.
"Was ist denn
daran witzig?" Schon wieder machte er sie wütend. Er nahm sie kein
bisschen ernst und das machte sie
rasend.
"Erstens:
Wollte ich dir etwas tun, könnte ich dich jetzt einfach mit Gewalt in den
Laderaum werfen und dann verschleppen.
Oder ich hätte dich schon am Strand entführen können. Und was das Autofahren angeht: Lass das mal meine Sorge sein."
Nun sah er schon ernster aus, aber er lächelte immer noch einladend. Emily zögerte.
"Jetzt steig
ein, oder ich überleg mir das mit dem Laderaum doch noch anders," sagte
Levin nun wieder lachend und fuhr sich
mit der rechten Hand durch seine blonden Haare, die das Licht golden
reflektierten.
Mit einem Seufzen
stieg Emily ein. Ein Taxi wäre einfach zu teuer und zu Fuß würde sie fast zwei
Stunden brauchen.
"Geht
doch," sagte Levin und startete den Motor.