Chris setzte sich
ihr gegenüber in einen Sessel und nahm seine, also seine andere, Gitarre zur
Hand.
Aber anstatt, so wie
sonst, direkt mit dem Unterricht zu beginnen, schloss er die Augen und biss
sich auf die Unterlippe. Irgendetwas
schien ihn zu beschäftigen.
"Ist
irgendetwas?" Fragte Emily besorgt. Es war zwar normal, dass Chris etwas
melancholisch war, aber so zerknirscht
hatte sie ihn bisher nicht erlebt.
"Nein. Ja. Ach,
ich weiß auch nicht. Es ist…ich weiß nicht, wie ich es sagen soll,"
stammelte er und schüttelte den Kopf.
"Was ist denn
los? Ist etwas passiert? Ist etwas mit deiner Familie?" Fragte Emily.
"Nein, das ist
es nicht. Es…Ach, ist doch egal. Fangen wir mit dem Unterricht an,"
antwortete Chris resigniert und ließ den
Blick sinken.
"Du…du kannst
mit mir reden, wenn du willst. Wenn du nicht willst, ist es auch okay. Aber ich
kann Dinge für mich behalten. Ich höre
dir gerne zu," versicherte sie ihm. Schließlich wusste Emily, wie es war, niemanden zum Reden zu haben und seine
Probleme für sich zu behalten. Wie es war, wenn sich alles aufstaute und zu einem engen, brennenden
Knoten in der Brust zusammenschnürte...
"Es ist nicht
so einfach. Du weißt ja, dass ich ziemlich introvertiert bin. Ich kann meine
Gefühle nicht gut ausdrücken,"
sagte er entschuldigend. Emily sah ihm seine Verlegenheit an und ihr dämmerte
es plötzlich.
"Ah, also ist
es ein Gefühlsproblem." Emily schwante da schon etwas und sie musste
lächeln.
"Ja, so kann
man das wohl sagen," antwortete Chris mit einem halben Lächeln. Mit seinen
großen braunen Augen sah er sie an.
"Ich erzähle
Norah nix, keine Angst," sagte Emily mit einem Zwinkern und einem
verschwörerischen Grinsen.
"W-Was?
Achso…Ähm…Ich glaube, du hast da etwas falsch verstanden," stotterte Chris
und rückte seine Brille mit einem Finger
zurecht.
"Das braucht
dir nicht peinlich zu sein. Ich hab doch schon gesagt, dass ich Dinge für mich
behalten kann. Ich finde das süß."
Sie lächelte ihn noch einmal an und nickte dabei ermutigend.
"Ja. Okay,
danke. Dann lass uns jetzt mal anfangen."
"Ja, wir sind
ja schließlich nicht zum Tratschen hier," lachte sie. Doch dann wurde sie
ernst und sie begannen die
Gitarrenstunde.
Als die Stunde um
war, schüttelte Chris den Kopf.
"Ich habe noch
nie jemanden erlebt, der so schlecht ist, wie du," sagte er lachend.
"Hey. Das ist
gemein! Ich-ich hab immerhin trotzdem Spaß dran. Und wenn ich ganz viel übe,
wird das bestimmt noch was,"
antwortete sie in gespielt beleidigtem Ton.
"Das glaube ich zwar nicht, aber ich werde dich
unterrichten, so lange du willst."
"Das ist nett
von dir." Und das war es wirklich, da er sie kostenlos unterrichtete.
"Aber
jetzt…" setzte Chris an "…musst du lernen, ich weiß, ich wollte eh
grad gehen, sonst komm ich aus deinem
Vorstädtchen hier nicht mehr raus," beendete Emily den Satz für ihn.
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