Sonntag, 22. Januar 2012

So ist das Leben eben, es muss Beben geben

Der Wecker klingelt. Mitten in der Nacht. Ja, es kam ihr natürlich schon immer so vor, als wäre es mitten in der Nacht, wenn ihr Wecker klingelte, unabhängig von der tatsächlichen Zeit. Aber in den letzten zwei Jahren war es häufig wirklich mitten in der Nacht gewesen, wenn sie aufstand. Aufstehen musste. Aber heute ist es nicht so schlimm. Ohne Murren schwingt sie sich aus dem Bett und zieht den Nadelstreifen Anzug mit der weißen Bluse an, befestigt ihr Namensschildchen mit dem NRW-Logo, bindet sich das hellblaue Halstuch um, macht sich vor dem Spiegel ein bisschen weniger unhübsch ... Dann schlüpft sie in ihre schwarzen Schuhe und fährt los, mit dem Wissen, dass nur ein paar Stunden sie von ihrer Freiheit trennen würden. Der letzte Arbeitstag. Das letzte Mal mitten in der Nacht aufstehen, nur um stundenlang die selben Dinge zu hunderten von Leuten, die alle gleich doof waren zu sagen. Nie wieder. Es hieß zwar nicht, nie wieder arbeiten zu müssen, aber nie wieder so. Mit einem Lächeln, auf dem Weg zur Arbeit sonst eine Seltenheit, seufzt sie erleichtert.

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