Montag, 7. Dezember 2015


"Wo bringst du mich jetzt hin?", fragte Emily und blickte  ihm ins Gesicht.
Levin nickte und schürzte die Lippen.
"Diese Frage ist theoretisch leicht zu beantworten, aber ohne längere Erklärung würdest du die Antwort nicht verstehen. Möchtest du die Erklärung jetzt haben, oder wollen wir uns erst einmal aus dem Staub machen? Ares könnte hier auftauchen. Er wird wissen, dass wir hierher kommen werden." Mit einem ernsten Blick sah er sie an. Emily schob ihre Unterlippe nachdenklich vor, sie war hin-und hergerissen. Sie wollte zuerst wissen, wohin sie gehen würden. Es fiel ihr schwer, einfach blindlings jemandem zu folgen, den sie kaum kannte, an einen Ort, den sie gar nicht kannte. Sie hatte sowieso nicht viele sichere Dinge in ihrem Leben gehabt, seit ihr Vater verschwunden war, aber die wenigen Sicherheiten, die sie hatte, einfach aufzugeben, war auch so schon schwer genug. Emily hatte nun einmal gerne alles unter Kontrolle, wusste,  wo sie war, wer sie war, wer die Menschen um sie herum waren. Sie hatte auch nie mit Alkohol oder anderen Drogen herumexperimentieren wollen, weil sie Angst vor dem Kontrollverlust hatte.
Aber jetzt mit Levin mitzugehen, ohne auch nur zu wissen, wohin, die Vorstellung machte ihr eine  Heidenangst.
Levin schien ihre Zweifel zu bemerken, denn er legte ihr sanft seine warmen feingliedrigen Hände auf die  Schultern und sah sie mit seinen leuchtend grünen Augen eindringlich an. Sein rechter Mundwinkel hob  sich leicht und verzog seinen Mund zu einem sanften Halblächeln.
"Hab keine Angst", sagte er mit leiser, fester Stimme, jedoch nicht flüsternd. 

Dienstag, 8. September 2015

Pro(duktive)krastination einer Deutschlehrerin

Margret Steenfatt "Im Spiegel" - Moneyboy Remix: Achim steigt aus dem Beeeeett, dreht den Swag auf, schaut kurz in den Spiegel, malt ihn an. Yaaaay, und geht zu seinen Leuten raaahaauus.

43 Analysen zu derselben Kurzgeschichte tun weeeh.

Dienstag, 9. Juni 2015

Garstige Snippetse

"Du kannst dich umziehen, wenn du möchtest. Nimm den Anhänger mit und versteck ihn gut. Ich gehe  noch etwas vorbereiten, aber ich bin bald wieder da. Beeil dich bitte." Ohne sie anzusehen sprach Levin diese Worte über ihren Kopf hinweg und wandte sich um, um zu gehen, doch Emily hob die  Hand und fasste ihn am Arm. Levin erstarrte.
"Was ist?" Ohne den Kopf zu drehen, fragte er sie mit einer  seltsam belegten Stimme. Seine Muskeln waren angespannt, Emily konnte es fühlen.  Im Licht der aufgehenden Sonne zeichneten  die Muskeln seiner Arme sich, weiche Schatten werfend, ab. Sie schüttelte  unwillkürlich den Kopf, um ihre Gedanken zu ordnen.

***

"Wo bringst du mich hin?", fragte sie ihn zögerlich.
"Komm", war Levins einzige Erwiderung, bevor er sich umdrehte und die Wohnungstür öffnete.
Emily biss sich auf die Unterlippe und verkniff es sich, etwas zu sagen. Sie war zu gespannt darauf, zu  erfahren, wohin Levin sie bringen würde. Würde er sie in ein Geheimversteck bringen? Eine Höhle  irgendwo? Ein verlassenes Haus? Oder würde er sie sogar aus der Stadt heraus fahren? Sie musste an ihre Mutter denken. Vivian lag im Krankenhaus, nichts von dem ahnend, was vor sich ging. Emily würde sie nicht einmal besuchen können, wenn sie jetzt verschwand. Aber wenn ihre Mutter dadurch in Sicherheit  wäre, wäre es wohl das Beste so.
Sie stieg in ihre grünen Doc Martens, ohne sie zuzuschnüren. Im Hinausgehen griff sie sich ihren Schlüssel von der Kommode im Flur und stopfte ihn hastig in ihre Hosentasche. Sie verließ die Wohnung, zog die Tür hinter sich zu und wollte gerade abschließen, als Levin ihr  Handgelenk griff.
"Lass das lieber. Sie werden die Wohnung sowieso durchsuchen. Besser ist es, wenn sie  ohne Probleme einbrechen können, als wenn sie die Tür aufsprengen." Das sah Emily ein, doch es  beunruhigte sie sehr.  Alles, was ihre Mutter und sie noch besaßen, nachdem sie umgezogen waren,  befand sich in dieser Wohnung. Immerhin besaßen sie kaum etwas Wertvolles. Ihren Schmuck, ihr  Tafelsilber und andere Wertgegenstände hatte ihre Mutter längst verkauft, nachdem ihr Vater  verschwunden war. Bei dem Gedanken an ihren Vater zog sich ihr Magen zusammen und sie verkrampfte sich. Schnell versuchte sie den Gedanken zu verdrängen und ging hinter Levin die Treppe  hinunter und durch die Haustür hinaus. Es war ein angenehmer Morgen, ohne Wolken am Himmel und die Temperatur wies darauf hin, dass es ein sehr heißer Tag werden würde. Hoffentlich würden sie sich nicht zu viel in der Sonne aufhalten. Emily bekam mit ihrer blassen Haut sehr schnell Sonnenbrand. Ein kurzer  Blick zur Seite auf Levins gebräunte Haut versicherte ihr, dass er dieses Problem nicht hatte.
Levins blauer Lieferwagen stand vor der Tür und Emily wollte gerade darauf zusteuern, als Levin den Kopf schüttelte.
"Wir müssen zu Fuß gehen. Das ist weniger auffällig."

***

Ohne etwas zu sagen wendete sich Emily also um und  begann in Richtung Strand zu gehen. Immer noch tat ihr Fuß beim Gehen weh, aber sie konnte  mittlerweile auftreten und sie wollte nicht wieder von Levin getragen werden. Doch sie kamen nur langsam voran und schon nach ein paar Dutzend Metern schmerzte Emilys Fuß fast unerträglich.
"Was ist los?" Levin war vor ihr stehen geblieben und musterte ihr schmerzverzerrtes Gesicht besorgt.  Emily lief wieder rot an. Sie wollte ihre Schwäche nicht zugeben, aber selbst wenn sie es schaffen würde,  mit diesen Schmerzen noch weiter zu gehen, würden sie für den Fußweg von wenigen Minuten fast eine  Stunde brauchen. Also überwand sie sich "Mein Fuß. Er schmerzt fürchterlich." Levin schien ihren  umgeknickten Fuß schon vergessen zu haben, denn er sah sie für einen Moment verständnislos an. Dann  fing er an zu lachen und schüttelte sachte den Kopf.
"Ich dachte schon, du hättest Ares oder noch etwas  Schlimmeres irgendwo gesehen. Na los, spring auf!“, sagte er zu ihr, drehte sich um und ging leicht in die  Hocke. Emily zögerte, doch Levin warf ihr einen ermunternden Blick über die Schulter zu und Emily riss  sich zusammen. Sie sprang auf Levins Rücken, legte ihre Hände um seinen Hals und er griff ihre Beine. 
"Halt dich gut fest", sagte er schelmisch und rannte los. 

Mittwoch, 11. März 2015

Man müsste mal wieder...

Man müsste mal wieder Reisen.
Du warst doch Silvester erst in Barcelona!
Da bin ich aber verreist, nicht gereist. (Oder so.)
Wo liegt denn da bitte der Unterschied?
Verreisen ist für mich das Verlassen von zu Hause, um eine bestimmte Zeit an einem bestimmten Ort zu verweilen , während-
- Also ist Arbeiten auch Verreisen?
Ähm. Nun, indirekt vielleicht schon. Man kriegt schließlich "Reisekosten" erstattet.
Aber nicht "Verreisekosten"!
Ja. Das stimmt. Aber da liegt ein anderes Verständnis des Begriffs Reisen vor, nämlich-
-Ja, was ist denn nun Reisen? 
Wenn ich nicht immer unterbrochen würde, könnte ich mich erklären. Ich-
-Okay! Mach mal.
Schon wieder eine Unterbrechung.
...
Darf ich jetzt?
Jaja, LOS!
Reisen ist für mich weniger getaktet. Es geht nicht darum, so viel wie möglich zu sehen und/oder zu fotografieren. Oder nicht nur. Es geht darum, etwas zu erfahren. Zu begreifen. Kennen zu lernen. Und das am besten mit so viel Zeit, wie man sich nehmen möchte und an dem Ort oder den Orten, wo man sein möchte.
Also so, wie Lesen?
Was? Hmm...ja. Ja, ich glaube Reisen ist wie Lesen.
Und studieren?
Wenn man studiert und nicht nur einen Abschluss macht, dann ja.
Ich möchte auch mal wieder verreisen- ähm: Reisen.
Ja, das müsste man mal wieder...